Medizinische Diagnosen verhaltensauffälliger Kinder und Jugendlicher, scheinen Trends unterworfen zu sein. Nach ADHS kam Asperger und nun DMDD, die Disruptive Mood Dysregulation Disorder. In einem Artikel der FAZ ist die Rede von einer weitere Diagnose für Kinder und Jugendliche, die in die neue Version des amerikanischen Klassifikationssystems für psychische Erkrankungen (DSM-5, erscheint 2013) aufgenommen werden soll. Die Gruppe von verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen, die mehr haben als die Kernsymptome des ADHS und schwer zuzuordnen sind, wurden bisher als „Diagnostische Waisen“ bezeichnet, die Diagnose mit „ADHS Plus“ beschrieben. In Deutschland wird am häufigsten trotzdem auf die ADHS-Diagnose zurückgegriffen, in den USA hingegen werden diese Kinder mit einer bipolaren Störung diagnostiziert. Auch um die Anzahl dieser nicht ganz zutreffenden Diagnosen zu verringern, so die Idee der Befürworter, soll in das DSM-5 die DMDD implementiert werden.

Die bisher vornehmlich in den USA und daher auf englisch geführte Diskussion um Sinn und Unsinn einer weiteren Klassifizierung und der neuen Diagnose – die insbesondere für jüngere Kinder herangezogen werden soll, das Alter für die ADHS-Diagnose soll heraufgesetzt werden-, setzt sich kontrovers mit dieser Entwicklung auseinander. Kritiker weisen insbesondere auch auf die Gefahren einer noch stärkeren Behandlung mit Psychopharmaka von Kindern und Jugendlichen hin. Der Fokus würde dann abgelenkt von pädagogischen und therapeutischen Ansätzen, die auch die Unterstützung des sozialen Umfeldes im Blick haben.

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